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Methoden zur Ursachenanalyse
Es gibt verschiedene Methoden, die zur Ursachenanalyse eingesetzt werden können, um die Grundursachen von Qualitätsmängeln systematisch zu identifizieren. Jede Methode hat ihre eigenen Stärken und eignet sich für unterschiedliche Situationen.
2.1. Ishikawa-Diagramm (Fischgräten-Diagramm)
Beschreibung: Das Ishikawa-Diagramm, auch bekannt als Fischgräten-Diagramm oder Ursache-Wirkungs-Diagramm, ist ein visuelles Hilfsmittel zur Identifikation möglicher Ursachen eines Problems. Es strukturiert die Ursachen nach Kategorien und hilft, die Beziehungen zwischen den Ursachen und dem Problem zu verstehen.
Schritte zur Erstellung:
- Problemdefinition: Formuliere das Problem, das analysiert werden soll, und schreibe es am „Kopf“ des Fisches.
- Hauptursachenkategorien festlegen: Identifiziere die Hauptkategorien, die die Ursachen des Problems beinhalten könnten (z.B. Mensch, Maschine, Material, Methode, Milieu, Messung).
- Ursachen sammeln: Sammle mögliche Ursachen und ordne sie den Hauptkategorien zu.
- Detaillierte Analyse: Zerlege die Hauptursachen in spezifischere Unterursachen.
Beispiel:
Problem: Produktionsausfall
Mensch Maschine Material Methode Milieu Messung
| | | | | |
↓ ↓ ↓ ↓ ↓ ↓
Schulung Wartung Qualität Prozess- Arbeits- Messgeräte
Fehlend Vernach- Mangelhaft abläufe umgebung Kalibrierung
lässigt Unklar Fehlerhaft
2.2. 5-Why-Methode
Beschreibung: Die 5-Why-Methode ist eine einfache, aber effektive Technik zur Ursachenanalyse, bei der durch wiederholtes Fragen nach dem „Warum“ die tieferliegenden Ursachen eines Problems identifiziert werden. Diese Methode hilft, von den oberflächlichen Symptomen zu den Wurzeln des Problems vorzudringen.
Schritte zur Anwendung:
- Problem identifizieren: Definiere das Problem klar und präzise.
- Warum fragen: Frage „Warum?“ das Problem aufgetreten ist und notiere die Antwort.
- Weiterfragen: Frage erneut „Warum?“ für jede Antwort, um tiefer in die Ursachen vorzudringen.
- Fortsetzen bis zur Wurzel: Wiederhole das Fragen, bis die Grundursache identifiziert ist. Typischerweise sind fünf Iterationen ausreichend, daher der Name „5-Why“.
Beispiel:
- Problem: Die Maschine ist ausgefallen.
- Warum? Der Motor hat überhitzt.
- Warum? Der Kühlventilator hat nicht funktioniert.
- Warum? Der Ventilatorriemen war gerissen.
- Warum? Der Riemen war abgenutzt und wurde nicht rechtzeitig ausgetauscht.
- Warum? Es gibt kein präventives Wartungsprogramm für den Ventilatorriemen.
- Warum? Der Riemen war abgenutzt und wurde nicht rechtzeitig ausgetauscht.
- Warum? Der Ventilatorriemen war gerissen.
- Warum? Der Kühlventilator hat nicht funktioniert.
- Warum? Der Motor hat überhitzt.
2.3. Pareto-Analyse
Beschreibung: Die Pareto-Analyse basiert auf dem Pareto-Prinzip (auch bekannt als 80/20-Regel), das besagt, dass 80 % der Probleme durch 20 % der Ursachen verursacht werden. Diese Methode hilft, die wichtigsten Ursachen zu identifizieren, die den größten Einfluss auf das Problem haben.
Schritte zur Anwendung:
- Daten sammeln: Erfasse Daten zu den Problemen und deren Häufigkeit.
- Daten kategorisieren: Ordne die Probleme nach Häufigkeit oder Schweregrad.
- Diagramm erstellen: Zeichne ein Pareto-Diagramm, wobei die Probleme nach absteigender Wichtigkeit angeordnet werden.
- Wichtige Ursachen identifizieren: Bestimme die wenigen, aber kritischen Ursachen, die den größten Einfluss haben.
Beispiel:
Probleme (Anzahl)
- Materialfehler (40)
- Maschinenfehler (30)
- Mitarbeiterschulung (20)
- Messfehler (10)
Pareto-Diagramm:
|-------------------------------|
| Materialfehler |||||||||| |
| Maschinenfehler ||||||| |
| Mitarbeiterschulung ||||| |
| Messfehler || |
|-------------------------------|
2.4. FMEA (Fehlermöglichkeits- und Einflussanalyse)
Beschreibung: Die Fehlermöglichkeits- und Einflussanalyse (FMEA) ist eine systematische Methode zur Identifikation und Bewertung potenzieller Fehler in einem Prozess oder Produkt und deren Auswirkungen. Ziel ist es, präventive Maßnahmen zu entwickeln, um die Wahrscheinlichkeit und Auswirkungen dieser Fehler zu minimieren.
Schritte zur Anwendung:
- Prozess oder Produkt definieren: Bestimme den Prozess oder das Produkt, das analysiert werden soll.
- Fehlermöglichkeiten identifizieren: Liste mögliche Fehler und deren Ursachen auf.
- Bewertung der Fehler: Bewerte die Schwere, Wahrscheinlichkeit und Entdeckbarkeit der Fehler.
- Priorisierung der Risiken: Berechne die Risikoprioritätszahl (RPZ) und priorisiere die Fehler basierend auf dieser Zahl.
- Maßnahmen entwickeln: Entwickle Maßnahmen zur Vermeidung oder Reduktion der identifizierten Fehler.
Beispiel:
Fehler: Schraube locker
Ursache: Falsches Drehmoment
Schwere: 7 (auf einer Skala von 1-10)
Wahrscheinlichkeit: 5 (auf einer Skala von 1-10)
Entdeckbarkeit: 3 (auf einer Skala von 1-10)
Risikoprioritätszahl (RPZ): 7 * 5 * 3 = 105
Maßnahmen: Einführung eines Drehmoment-Schulungskurses für Mitarbeiter
2.5. Root Cause Analysis (RCA)
Beschreibung: Root Cause Analysis (RCA) ist ein umfassender Ansatz zur Identifikation der Grundursache eines Problems. RCA kombiniert mehrere Techniken und Methoden, um die Ursachen eines Problems gründlich zu analysieren und dauerhafte Lösungen zu finden.
Schritte zur Anwendung:
- Problem definieren: Klarstellung des Problems und Festlegung des Analyseumfangs.
- Daten sammeln: Sammlung relevanter Daten und Informationen über das Problem.
- Analyse durchführen: Anwendung verschiedener Techniken wie Ishikawa-Diagramm, 5-Why-Methode und FMEA, um die Ursachen zu identifizieren.
- Lösungen entwickeln: Identifikation und Entwicklung von Maßnahmen zur Beseitigung der Ursachen.
- Umsetzung und Überwachung: Implementierung der Maßnahmen und kontinuierliche Überwachung ihrer Wirksamkeit.
Beispiel:
- Problem: Hohe Fehlerquote bei einem Produktionsprozess.
- Datensammlung: Produktionsberichte, Inspektionsprotokolle, Mitarbeiterinterviews.
- Analyse: Anwendung von Ishikawa-Diagramm und 5-Why-Methode zur Identifikation der Ursachen.
- Lösungen: Entwicklung eines präventiven Wartungsprogramms und Schulung der Mitarbeiter.
- Umsetzung: Implementierung der Maßnahmen und Überwachung der Produktionsqualität.
