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GPOs – Group Policy Objects
1) Grundidee – Was sind GPOs?
Eine Gruppenrichtlinie (Group Policy Object, GPO) ist eine Sammlung von Einstellungen, die zentral in Active Directory gespeichert sind und automatisch auf Benutzer und Computer angewendet werden.
Ziel: Zentrale Steuerung von Konfiguration, Sicherheit und Benutzerumgebung, ohne an jedem PC manuell arbeiten zu müssen.
Merksatz:
„GPOs sind die Fernbedienung für alle PCs und Benutzer im Netzwerk.“
2) Warum braucht man GPOs?
Stell dir vor, du hast 100 PCs und musst an jedem einzelnen einstellen:
- Passwortlänge 12 Zeichen, 
- Energiesparmodus nach 10 Minuten, 
- Netzlaufwerk verbinden, 
- Drucker hinzufügen. 
Ohne GPOs müsstest du das an jedem PC manuell machen.
Mit GPOs stellst du die Regeln einmal ein, und sie werden automatisch an alle Computer/Benutzer verteilt.
3) Aufbau einer GPO
Eine GPO hat zwei Hauptbereiche:
| Bereich | Wirkung | Beispiel | 
|---|---|---|
| Computer Configuration | Wirkt auf den Computer, egal welcher Benutzer sich anmeldet. | Firewall aktivieren, Windows Update konfigurieren | 
| User Configuration | Wirkt auf den Benutzer, egal an welchem PC er arbeitet. | Netzlaufwerke verbinden, Hintergrundbild setzen | 
4) Anwendung & Verknüpfung
GPOs wirken nicht „einfach so“. Sie müssen verknüpft werden.
Verknüpfungspunkte:
- Site → wirkt auf alle Benutzer/Computer im Standort. 
- Domain → wirkt auf alle Objekte der gesamten Domäne. 
- OU → wirkt gezielt auf bestimmte Benutzer/Computer. 
Visualisierung:
[Site] ---> GPO-Site
   │
[Domain] ---> GPO-Domain
   │
[OU=Vertrieb] ---> GPO-Vertrieb
   │
[OU=Azubis] ---> GPO-Azubis
5) Vererbungslogik
Mehrere GPOs können gleichzeitig wirken. Entscheidend ist die Reihenfolge:
1. Local Policy (am PC selbst)
2. Site
3. Domain
4. OU (von oben nach unten)
Regeln:
- „Letzter gewinnt“: Einstellungen auf tieferer Ebene überschreiben höhere. 
- Erzwingen (Enforced): Diese GPO überschreibt alle anderen, auch auf tieferen Ebenen. 
- Vererbung blockieren: Eine OU kann verhindern, dass GPOs von oben übernommen werden. 
Beispiel:
- Domain-GPO: Passwort min. 8 Zeichen. 
- OU-GPO: Passwort min. 12 Zeichen. 
 → OU-GPO gilt (weil sie „tiefer“ ist).
6) Was lässt sich mit GPOs steuern?
- Sicherheitsrichtlinien: Passwortregeln, Kontosperren, Firewall-Einstellungen. 
- Benutzerumgebung: Netzlaufwerke, Drucker, Desktop-Hintergrund, Startmenü. 
- Software: Automatische Installation oder Entfernung. 
- Systemkonfiguration: Energiesparmodus, Windows Updates, Dienste. 
Praxisbeispiel:
- OU „Azubis“ → GPO: - Netzlaufwerk H: verbinden ( - \\srv-fs01\azubi$)
- Bildschirmsperre nach 10 Minuten 
- Zugriff auf Systemsteuerung sperren 
 
7) Werkzeuge zur Verwaltung
- Group Policy Management Console (gpmc.msc) - Hauptwerkzeug zum Erstellen und Verwalten von GPOs. 
- Hier werden GPOs verknüpft, Priorität festgelegt und getestet. 
 
- gpupdate /force - Erzwingt sofortige Anwendung von Richtlinien. 
- Ziel: Neue GPO testen, ohne 90–120 Minuten zu warten. 
 
- gpresult /r - Zeigt an, welche GPOs für Benutzer und Computer angewendet wurden. 
- Ziel: Herausfinden, warum eine bestimmte Einstellung fehlt. 
 
- gpresult /h report.html - Erstellt HTML-Bericht mit allen Details. 
- Ziel: Übersicht bei komplexen Strukturen. 
 
8) Praxis-Szenarien
a) Netzlaufwerke verbinden
- OU „Vertrieb“ → GPO verbindet Laufwerk V: mit - \\srv-fs01\vertrieb.
- Vorteil: Kein Mitarbeiter muss das selbst machen. 
b) Sicherheitsrichtlinien setzen
- Domänen-GPO: - Passwort min. 12 Zeichen, 
- Sperrung nach 5 Fehlversuchen. 
 
- Vorteil: Einheitliche Sicherheit für alle. 
c) Softwareverteilung
- OU „Azubis“ → GPO installiert automatisch „Visual Studio Code“. 
- Vorteil: Alle Azubi-PCs haben die gleiche Entwicklungsumgebung. 
9) Typische Fehler mit GPOs
| Problem | Ursache | Lösung | 
|---|---|---|
| GPO greift nicht | Benutzer/PC ist in falscher OU | OU-Zuordnung prüfen | 
| Einstellungen überschrieben | Mehrere GPOs mit widersprüchlichen Regeln | Reihenfolge prüfen, ggf. „Erzwingen“ | 
| Benutzer beschwert sich: „Ich habe die GPO nicht“ | GPO wurde noch nicht angewendet | gpupdate /force | 
| Drucker/Netzlaufwerk fehlt | Script oder Einstellung fehlerhaft | GPO-Inhalt und Logs prüfen | 
10) Fehleranalyse bei GPOs
Beispiel: Netzlaufwerk wird nicht verbunden
- gpupdate /force→ Richtlinien neu laden.
- gpresult /r→ prüfen, ob die Laufwerks-GPO überhaupt angewendet wird.
- Wenn nicht → OU-Zuordnung prüfen: Ist der Benutzer in der richtigen OU? 
- GPO im GPMC öffnen → prüfen, ob sie aktiviert/verknüpft ist. 
11) Best Practices
- OUs sauber strukturieren, damit GPOs gezielt wirken. 
- So wenig GPOs wie möglich, so viele wie nötig. 
- GPOs immer dokumentieren (wer, wann, wozu). 
- GPOs vorher testen (Test-OU) → dann produktiv einführen. 
- Keine globalen GPOs „erzwingen“, wenn es nicht absolut notwendig ist. 
Merksätze
- GPOs = zentrale Steuerung von Benutzern & PCs. 
- Reihenfolge: Local → Site → Domain → OU. 
- „Letzter gewinnt“, außer „Erzwingen“ oder „Vererbung blockieren“. 
- gpupdate= neu laden,- gpresult= prüfen.
- OUs = Grundlage für saubere GPO-Verwaltung. 
